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Bürokratie und Desinteresse: Was muss passieren, um Erneuerbaren Energiegemeinschaften den Weg zu ebnen?

Adriana Helga

Erneuerbare Energiegemeinschaften (EEGs) gelten als große Hilfe zur Erreichung der österreichischen Klimaziele 2030. Doch gleichzeitig stehen diese vor vielen Barrieren, sowohl bürokratisch als auch finanziell. Welche Hürden EEGs auch in Zukunft noch bewältigen müssen und wie jede/r von uns etwas aktiv dazu beitragen kann, wollen wir Ihnen in diesem Blogbeitrag näher erklären.

Großes Potential, noch größere Hürden

Erneuerbare Energiequellen wie Sonne, Wind oder Wasser können einen großen Beitrag zur Energiewende leisten. In diesem Kontext werden auch EEGs zu einem zentralen Thema, da sie die Möglichkeit bieten, lokal produzierten Strom innerhalb einer Gemeinschaft zu teilen. Viele Menschen zögern jedoch vor der Gründung einer EEG oder dem Beitritt, da es nicht nur mit einem finanziellen Risiko, sondern auch mit einem bürokratischen Aufwand verbunden ist. Zur Lösung hat die Politik einen Teil beizutragen. Aber auch wir als Nutzer/innen der Energie können diesen Zustand ändern.

4 Barrieren gegen Erneuerbare Energiegemeinschaften

  1. Schleichender Smart Meter Ausbau: Ein Smart Meter ist die Voraussetzung dafür, Strom in einer EEG sinnvoll zu teilen. Österreich hat sich als Ziel gesetzt, bis Ende des Jahres 2022 90 Prozent der Stromverbraucher/innen mit einem Smart Meter zu verknüpfen. Mit diesem Ziel liegen wir zwar immer noch deutlich hinter der EU-Vorgabe, jedoch werden wir selbst das nicht einhalten können. Wiener Netze verspricht aktuell bis 2024 95 Prozent der österreichischen Haushalte mit einem Smart Meter ausgestattet zu haben. Wieso geht das nur so langsam? Einerseits liegt das am Netzbetreiber, der in unserem Gebiet ein natürliches Monopol hält. Durch den fehlenden Wettbewerb gibt es wenig zeitlichen Druck. Andererseits gibt es durch die Coronapandemie aktuell Lieferengpässe, die den Ausbau erschweren.
  2. Unübersichtliche Bürokratie: Ist der Entschluss zur Gründung einer EEG einmal gefasst, fängt das bürokratische Chaos erst an: Zahlreiche Dokumente, Vollmachten, Kennzahlen wie Zählpunkte und Verbrauchsdaten und vieles mehr wird zur Gründung benötigt. Der Betreiber bzw. die Betreiberin der EEG muss sich in verschiedenen Prozessen und bei unterschiedlichen Anbieter/innen Informationen einholen, nachdem er diverse Vollmachten bei dem Verbraucher bzw. Produzenten eingeholt hat. Ähnliches gilt auch für potentielle Mitglieder einer EEG: Zum Beitritt muss das Mitglied z.B. neben der Beitrittserklärung eine Zusatzvereinbarung unterzeichnen, sodass die EEG die Verbrauchsdaten des Smart Meter erhält. Hier gilt es einfachere Prozesse zu schaffen, damit die Gründung einer EEG nicht nur von Profis erfolgen kann, sondern für alle leicht und zugänglich ist – und Mitglieder mit einer geringen Hemmschwelle einfach beitreten können.
  3. Rahmenbedingungen: Aktuell sind die Einspeisevergütungen für PV Strom noch sehr hoch, aber die Prognosen für 2023 zeigen schon einen starken Verfall der Einspeisetarife. Für Produzent/innen und Konsument/innen ist es somit interessant, nicht nur kurzfristig der instabilen Marktlage ausgesetzt zu sein, sondern langfristig mit einer stabilen Situation rechnen zu können. Auch unter Berücksichtigung des Strompreisdeckels ist der Strombezug über dem Verbrauchsgrenzwert der EEGs von 2.800 kWh/a sinnvoll, denn dieser bringt zusätzliche Netzkosten- und Abgabevorteile. Gleichzeitig ist ein Perspektivwechsel gefragt: Bei einer EEG geht es nicht darum, kurzfristig den besten Tarif zu bekommen, sondern sich langfristig unabhängig von Schwankungen am Energiemarkt zu machen.
  4. Breite Unwissenheit: …bleibt noch immer die größte Barriere. Die Bevölkerung muss einfach und transparent darüber aufgeklärt werden, was eine EEG für Vorteile bringt, wie sie funktioniert und wie man Teil einer EEG werden kann. Das gilt für alle potentielle Teilnehmer/innen einer EEG – ob als Verbraucher/innen, Erzeuger/innen oder Investor/innen. Einerseits liegt die Informationsfunktion bei großen Akteur/innen wie z.B. der Regierung. Hier können aber auch Sie aktiv werden! Wenn Sie mit Kolleg/innen, Freund/innen oder Familien über die aktuelle Energiesituation oder die Erderwärmung sprechen, teilen Sie Ihr Know-how über EEGs!

Ist die österreichische Gesellschaft bereit für EEGs?

Wir sagen ganz klar: JA! Denn die Leute sind sehr offen gegenüber Energiegemeinschaften, sobald sie mehr darüber erfahren. Das Wissen, woher der eigene Strom kommt, schafft Sicherheit in der Energieversorgung und Akzeptanz gegenüber der notwendigen Energiewende. Einerseits ist die Politik gefragt, die richtigen Rahmenbedingungen zum Ausbau von EEGs zu schaffen. Andererseits geht es viel um Aufklärungsarbeit – und hier können wir alle einen Teil zu beitragen.

Sie wollen eine EEG gründen oder einer EEG beitreten? Wenden Sie sich an unsere power Expert/innen! Durch die Mitgründung der Grätzl Energiegemeinschaft wissen wir, worauf es ankommt. Wir unterstützen Sie von der Idee über die Gründung bis hin zur Tarifgestaltung und helfen Ihnen dabei, alle Hürden zu überwinden. Kontaktieren Sie uns noch heute unter office@power-solution.eu.

Weiterführende Links und Quellen:

https://futurezone.at/digital-life/smart-meter-stromzaehler-2024-oesterreich-opt-out/401481730

https://www.e-control.at/documents/1785851/1811582/E-Control-Smart-Meter-Monitoringbericht_2022.pdf/5dc7d56a-5f12-1a02-5662-232e4b41089c?t=1665589737746

https://www.e-control.at/konsumenten/smart-meter